Heute fällt der Startschuss zu unserer neuen Rubrik "Neulich am Weinfluss". Gesammelt werden Erlebnisse aus dem Leben an dem wohl schönsten Fluss Bretoniens.
Der Weinfluss: Berauschend - Intensiv - Lieblich. Kommt her und lasst euere Münzen da, bevor ihr geht!
Nun aber zu unserer heutigen Erzählung, eingesendet von einem anonymen Leser:
Wie des Öfteren saß ich nach getaner Arbeit am Fluss und genoss die letzten Sonnenstrahlen.
Und da hörte ich auch das vertraute Knarren und Ächzen der Flussboote, die den Fluss heraufzogen. Ungewöhnlich schwer lagen sie im Wasser.
„Bonsoir mes amis, wohin des Weges?“ rief ich.
„Bis zur Burg Bigot und dann noch ein petit Stückchen weiter zu der kleinen Anlegestelle“, trug der Abendwind die Antwort herüber.
Ach, von der Anlegestelle hatte ich gehört. Nicht mehr als eine freie Lichtung am Fluss. Von da aus ging es südlich direkt nach Ervais Monis. Aber warum ließ sich die Gräfin Baumstämme liefern? Im Süden der Grafschaft gab es doch einen riesigen Wald und genug große, alte Bäume.
Der Gedanke ließ mir keine Ruhe. Ich machte mich auf zum Liegeplatz der Flussschiffer, der nicht weit weg lag, fast schon auf dem Heimweg. Vielleicht wussten sie mehr.
„He, vieille branche, wie geht es votre femme et mes entfants?“ rief ich dem einen schelmisch zu.
„Bon, nur le misérable père zahlt keine Alimente“ kam lachend zurück.
Nachdem ich kurz half die Kähne festzumachen, setzten wir uns hin, und mir wurde un verre de vin angeboten.
„Erzähl alter Freund, was hat es mit diesen Baumstämmen auf sich, die ihr da nach Ervais Monis bringt?“
„Da hast Du vollkommen Recht, die sind für die Grafschaft. Wir haben Sie an der Flussmündung von einem seltsamen Schiff übernommen. So eines habe ich noch nicht gesehen. Es war ein Dreimaster mit eigenwilliger Bauweise – ein bauchiger Laderaum mit Rundgatt und einem schmalem Deck. Noch nie sowas gesehen. Und dahinter war noch eine dreimastige Schebecke mit roten Segeln.“
„Mit roten Segeln? Du warst doch wieder mal betrunken!“
„Naturellement war ich betrunken, aber nicht so, dass ich ein rotes Segel nicht erkenne. Aber hör weiter! – Wir hatten den Auftrag bekommen, von EINEM Schiff Baumstämme zu übernehmen. Und es waren etliche Flussboote mehr angefordert worden als üblich. Soviele, dass es eigentlich gar nicht sein konnte. Na ja, wir taten wie uns geheißen. Fürs Denken wurden wir ja nicht bezahlt.“
„Da hast Du Recht“, unterbrach ich ihn. „Darauf trinken wir!“
„Santé!“
Nachdem sich der Flussschiffer die nicht vorhandenen Tropfen vom Mund gewischt hatte, fuhr er fort: „Nachdem wir angefangen hatten, die Baumstämme umzuladen, wussten wir, warum wir so viele Boote dabei hatten. Du siehst ja selber, wie schwer die Kähne im Wasser liegen. Ich sage dir, mindestens um ein Drittel schwerer als unser heimisches Holz sind die Stämme – wenn nicht noch schwerer!“
Der Bootsschiffer nahm noch einen tiefen Zug, so als müsse er die Anstrengungen des Verladens nochmals überwinden.
„Um mindestens ein Drittel schwerer“, wiederholte ich sinnierend vor mich hin. „Und das hieß auch um ein Drittel härter!“
Ich nahm noch einen großen Schluck und blickte den Bootsschiffer erwartungsvoll an: „Und? Habt Ihr gefragt? Haben die von dem Transportschiff verraten, was das für Holz ist?“ fragte ich ganz aufgeregt.
„Non, nicht die“, brummte er. … „Aber einer von der Schebecke! Erst habe ich ihn nicht richtig verstanden. Der haben so ausländisch gesprochen, wie die von der neuen Münzallianz…“
„Ach, was interessiert mich, wie der gesprochen hat“, unterbrach ich ihn. „Ich will wissen, was er sagte. Was ist das für ein Holz?“
Der Bootsschiffer zog eine Augenbraue hoch. Meine Aufregung amüsierte ihn offenbar. „Pourquoi?“ wollte er wissen. „Was brauchst du, das so hart ist, dass es kaum zu Bruch geht?“
Ich spürte Ärger in der Magengegend. „Nun sag schon!“, drängte ich.
„Eiche, mon ami“, sagte mein alter Freund schließlich. Und dann beobachtete er genau meine Reaktion als er hinzufügte: „Varische Eiche“.
Ich musste wohl ein ziemlich dümmliches Gesicht gemacht haben, denn er brach in lautes Gelächter aus. Von Varischer Eiche hatten wir beide noch nie gehört.
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Glauben Sie uns liebe Leser, wir sind ebenso interessiert zu wissen, was es mit diesem Holz auf sich hat, wie Sie! Der Sache wird auf den Grund gegangen!
Haben auch Sie ein spannendes Erlebnis vom Weinfluss zu berichten? Dann werden Sie vorstellig in der Rue de fileur in Neu York.