Jean Luc wurde als zweiter Sohn eines Fischers in Lex Port geboren. Seinem Vater gehörten drei kleine Schaluppen und Jean Luc musste, genau wie sein älterer Bruder, schon früh mit aufs Meer. So kam es, dass er schon in jungen Jahren im Hafen herumlungerte und sich in den Spelunken herum trieb. Er fröhnte dem Glücksspiel und hörte die wilden Abenteuergeschichten der Seeleute, dabei blieb er teilweise tagelang von Zuhause und der Arbeit weg. Sein Vater, der sehr jähzornig war, verabreichte ihm deshalb regelmäßige Prügel, damit er doch zu einem ehrbaren Bretonen werden möge.
Irgendwann keimte in ihm der Entschluss Lex Port zu verlassen und sein Glück anderswo zu suchen. Als zweiter Sohn hatte er ohnehin keinen Anspruch auf Teile des Erbes und so schmiedete er einen wilden Plan, der ihm genug Geld einbringen sollte um die alte Heimat hinter sich zu lassen. Eines Nachts, bei Vollmond war es dann soweit und Jean Luc nutzte die Angst der Lex Porter vor der Witwenmacherin von Lex Port um sich finanziell abzusichern.
Der alte Buchhalter seines Vaters hatte doch tatsächlich etwas dagegen, dass er sich an der Kasse bediente und so kam es zu einem kurzen Handgemenge und einem erstickenden Schrei. Jean Luc wich zurück und der Buchhalter sank blutend auf den Boden. In seinem Hals steckte ein Dolch und er starrte ungläubig auf den Sohn seines Herren. Der Schrei hatte das Hausmädchen geweckt und sie stand starr vor Schreck in der Tür.
Am nächsten Tag flüsterte man hinter vorgehaltener Hand Gerüchte durch die Gassen von Lex Port. Die Witwenmacherin würde nun auch in die Häuser der armen Teufel gelangen, bevor sie ihr Unwesen trieb. In der Aufruhe bemerkte niemand das Fehlen des zweiten Sohnes der Familie. Erst als man am Nachmittag die aufgedunsene Leiche des Hausmädchens im Hafenbecken entdeckte wurden Fragen gestellt. Zu diesem Zeitpunkt hatte Jean Luc schon einige Seemeilen zwischen sich und Bretonien gebracht.
Es trieb ihn nach Jarlow, denn in den Geschichten der Seeleute hatte er gehört, dass man hier keine Fragen nach deiner Herkunft stellt, solange du nur genug Münzen hast um deine Zeche zu bezahlen. So ging er dann nach einer langen Reise irgendwann in Jarlow an Land und lebte dort eine ganze Zeit lang vom Geld seines Vaters.
In Lex Port hatten sich die Gerüchte verändert. Man sprach vom habgierigen Sohn, der seinem Bruder das wohlverdiente Geld stahl und skruppelos jeden auf seinem Weg niedermachte. Seine Mutter konnte mit diesen Geschichten nicht leben und flüchtete sich in den Tod. Sein alter Vater war völlig vergrämt und trieb sich in den Tavernen herum. Nur sein Bruder arbeitete weiter hart und schwor Blutrache. Eines Tages würde er Jean Luc finden und ihn aufknüpfen.
In Jarlow neigte sich derweil das Geld von Jean Luc dem Ende entgegen. Seit seinem grauenhaften Mord waren einige Jahre vergangen und er sehnte sich nach der alten Heimat Bretonien. Denn nur unter Bretonen kann man ein wirklich schönes Leben führen. Zur selben Zeit begab es sich, dass die Questegruppe zu Ehren des St. Reginald in Jarlow lagerte und Jean Luc suchte Kontakt zu seinen Landsleuten. Er beschloss mit ihnen zurück nach Bretonien zu reisen.
Nachdem er auf einigen Umwegen schließlich wieder einen Fuß auf bretonischen Boden setzte war er erstmal unsagbar glücklich und es trieb ihn natürlich wieder nach Lex Port, ans Meer. Als er nun also in Lex Port ankam und sich nach alter Weise in den Kaschemmen rumtrieb hörte er natürlich vom Schicksal seiner Mutter und seines Vaters. Auch der Schwur seines Bruders kam ihm zu Ohren.
Die Geschichte wird an dieser Stelle etwas verworren, aber am Ende einer blutigen Nacht, die zur Geschichte des Schlächters von Lex Port führte, war ein Bruder tot und der jüngere legte den schwarzen Mantel der Schande an. Denn niemand würde dem Brudermörder eine andere Arbeit anbieten, als die des Reliquienknechts.